Unser Internet-Projekt

Eine Welt voller Kriege

Ein Gemeinschaftsprojekt von 13 Gk Geschichte 6 (Fachlehrer: OStR Paul Glass) und
12 Gk Datenverarbeitung (Fachlehrer: OStR Jürgen Gierich) im Schuljahr 1996/97

- fächerübergreifend und klassenstufenübergreifend -

Vorgeschichte

Der ganz konkrete Anlass für unser Projekt war "Schulen ans Netz" - eine Gemeinschaftsinitiative des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie und der Deutschen Telekom AG, namentlich von Dr. Jürgen Rüttgers (Bundesbildungsminister) und Dr. Ron Sommer (Vorstandsvorsitzender der Telekom). Initiatoren und weitere Unterstützer haben sich 1996 zum Verein "Schulen ans Netz" zusammengeschlossen. Der Verein will den Schulen ermöglichen, Lehren und Lernen über Netze praktisch zu erproben. Ziel der Initiative ist es, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler zu kompetenten Anwendern neuer Kommunikationstechnik zu machen.

Die Unterstützung der Schulprojekte besteht in Sachleistungen. Für Einstiegsprojekte in Baden-Württemberg: ein MultiMedia-PC, ein ISDN-Anschluss und ein Gebührenguthaben in Höhe von DM 1.600,-.

Projekte und Auswahl

In der 1. Phase 1996 wurden Ideen zu Einstiegs- und Modellprojekten angefordert. Insgesamt wurden aus dem ganzen Bundesgebiet 6.500 Anträge eingereicht. In Baden-Württemberg wurden 123 Einstiegs- und 20 Modellprojekte gefördert. Das betraf alle Schultypen! Darunter waren im Bereich der Haus- und Landwirtschaftlichen Schulen 9 Einstiegsprojekte und 1 Modellprojekt (in ganz Baden-Württemberg!).

Im Bereich der Telekom-Niederlassung Schwäbisch Hall wurden nur zwei Schulprojekte als förderungswürdig bewertet: unseres und eines der Haus- und Landwirtschaftlichen Schule Bad Mergentheim.

Grundidee unseres Projektes

Aber unsere Projektidee war schon Jahre alt! Sie stammt aus einer Zeit, in der von Internet noch überhaupt keine Rede war. Sie stammt aus der Zeit, als unser Kollegium sich intensiv bemühte, fächerverbindenden und fächerübergreifenden Unterricht zu machen. So hatten wir - die jetzigen Projektlehrer - damals auch die Idee, Kriege und Konflikte auf unserer Welt zu dokumentieren.

Denn: Überall auf der Welt schwelen Konflikte und finden Kriege statt. Viele geraten in Vergessenheit, weil kein Anlass besteht, über sie aktuell zu berichten. Die Massenmedien berichten nur über Ausbrüche, Abschlüsse und eventuell besondere Ereignisse. Das "alltägliche Grauen" ist uninteressant, weil es nicht aktuell und aufregend ist. Hier sollte unser Projekt das politische Interesse wecken und wach halten. Eine Dauerausstellung in der Schule sollte unsere Bemühungen dokumentieren. Diese Idee wurde mangels Zeit und wegen ungünstiger Klassen-Lehrer-Konstellationen niemals realisiert.

Dann kam "Schulen ans Netz." Und schlagartig wurde uns klar: Das Internet ist genau das richtige Medium für unsere Idee - weltweit und aktuell!

Das Verfahren dachten wir uns so: Schüler(innen) sammeln Informationen aus allen Medien über Kriege auf der Welt, tragen Orte auf einer Weltkarte ein und fassen Ursachen, Konfliktparteien, Ziele und den gegenwärtigen Stand zusammen. Weltkarte und Zusammenfassungen werden ins Internet gestellt. Die Angaben werden durch Online-Zeitungsrecherche und E-Mails interessierter Internet-User ständig aktualisiert.

Ziele in Kurzform

Projektplanung

Wir wollten das Projekt fächerübergreifend anlegen - das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde könnte für die Erfassung der Konflikte sorgen, während eine Datenverarbeitungsklasse es übernehmen würde, die Materialien internetgerecht aufzuarbeiten.

Der Grundkurs Geschichte recherchiert die Krisen und Konflikte und baut Übersichten auf, wählt eventuell Kurzberichte und Bilder für nähere Informationen aus. Der Grundkurs Datenverarbeitung baut die Homepage und weitere Internet-Seiten auf. Von jedem Kurs ist jeweils 1 Schüler(in) für einen bzw. mehrere Konflikte konkret zuständig. Konkrete Aufgaben ab Projektbeginn: Beide Klassen sammeln Zeitungsausschnitte zu Konflikten und Kriegen. Im Grundkurs Geschichte werden die Materialien auf die "Sachbearbeiter" verteilt, die das in der Klasse diskutierte und "verabschiedete" Basisschema (Beginn / Ursachen / Konfliktparteien und ihre Ziele / Verlauf / Folgen / Lösungsvorschläge / Quellen) auszufüllen beginnen. Hat die Seite genug Substanz, wird sie an den entsprechenden Sachbearbeiter des Grundkurses Datenverarbeitung weitergegeben, der die Internet-Seite im Computer erstellt. Parallel wird der Fortgang der Arbeit in dem Schaukasten neben dem DV-Raum dokumentiert, so daß auch andere Schüler(innen) unserer Schule Material beibringen können.

Projektdurchführung

Mit Beginn des Schuljahres 1996/97 stand fest, dass wir zu den Einsteigerschulen gehörten. Die Fachlehrer Gierich und Glass, die schon die Vorplanung vorangetrieben hatten, hatten das Glück, zwei geeignete Klassen unterrichten zu können: einen Grundkurs Geschichte in Klasse 13 (13 Gk G) und einen Grundkurs Datenverarbeitung in Klasse 12 (12 Gk DV) des Ernährungswissenschaftlichen Gymnasiums Schwäbisch Hall.

Die technischen Rahmenbedingungen waren unzureichend. Die Haus- und Landwirtschaftliche Schule Schwäbisch Hall verfügte zu dieser Zeit nur über einen Datenverarbeitungsfachraum mit 17 Pentium-Computern (75 MHz) unter Windows NT 3.51, vernetzt unter Windows NT 3.51 Server - aber ohne Internetzugang im Klassenzimmer. Nur ein Gerät (im Lehrerzimmer) hatte über ein Modem Zugang zu T-Online und damit auch ins Internet. Bei dem Account handelte es sich um einen Mitbenutzerzugang, den uns der Schulträger (der Landkreis Schwäbisch Hall) ermöglicht hatte. Das Gerät stand nur Lehrern zur Verfügung; E-Mail war nur über eine einzige Adresse möglich.

Trotzdem begannen wir gleich zu Schuljahresanfang mit der Projektarbeit. Der 12 Gk DV lernte zunächst das Internet und das „Surfen" kennen, und zwar offline mit Hilfe unseres Windows NT-Netzwerkes und der CD online - offline des Landesinstitutes für Erziehung und Unterricht Stuttgart (heute: Landesinstitut für Schulentwicklung). Schwierig und langwierig gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten HTML-Editor. Einen codeorientierten Editor mit englischer Menüoberfläche wollten wir vermeiden, so begannen wir unsere ersten Schritte in HTML mit dem HomePage-Editor der Telekom, aber der genügte unserem Vorhaben und unseren Ansprüchen schon bald nicht mehr. Der Fachlehrer probierte fünf weitere Editoren aus und entschied sich schließlich für den Netscape Navigator Gold 3.

In den ersten Wochen planten wir die allgemeinen Seiten über das Projekt und die Schule, übten uns in HTML und in Bildbearbeitung. Die 14 Schülerinnen und ein Schüler lernten erst CorelPaint Select, dann PaintshopPro als Bildbearbeitungssoftware kennen, übten sich im Scannen und in Grafikbearbeitung.

Parallel dazu wurden im Grundkurs Geschichte zunächst 40 und in einer zweiten Runde zusätzlich 16 Konflikte und Krisen auf alle Schülerinnen und Schüler verteilt; die Zahl der bearbeiteten Konflikte pro Schüler bewegte sich je nach Engagement und Motivation zwischen einem und sechs Konflikten. Da wir erst lange nach Projektbeginn über einen Internetzugang für Schüler verfügen konnten, waren die Schüler zunächst überwiegend auf traditionelle Quellen angewiesen: Artikel in Zeitungen, Magazinen; Bücher; Fernsehsendungen. Im Januar 1997 legten diese Schüler(innen) die ersten Ausarbeitungen zu den Konflikten vor; ab diesem Zeitpunkt wurden die Konfliktseiten vom Grundkurs Datenverarbeitung aufbereitet. Zunächst hatte jede Schülerin die Möglichkeit, das Layout nach eigenem Geschmack zu gestalten; in der nächsten Phase eignete man sich auf ein einheitliches Layout und konnte dann an die (vorläufig endgültige) Gestaltung der Seiten gehen.

Unsere didaktischen Schwerpunkte waren also vielfältig: Einbezug aller Schüler(innen) aus zwei Kursen (primär), weiteren Schüler(innen) aus der ganzen Schule als Informationslieferanten; desgleichen später weltweit per E-Mail; und Erarbeitung einer inhaltlich wertvollen Homepage mit umfassenden, übersichtlichen Informationen. Eine besonders aufwendige, effektvolle Realisierung der Homepage war nicht geplant - noch heute ist sie optisch eher schlicht gehalten.

Wir gehen online!

Ende Januar 1997 wurde dann auch endlich der von Schulen ans Netz gesponserte MultiMedia-PC installiert, und die örtliche Telekom-Niederlassung wollte mit uns den offiziellen Beginn online feiern. Daher wurde nun alle Arbeit darauf verwandt, bis Mitte März einige Seiten fertigzustellen, damit wir bei der Veranstaltung auch tatsächlich im Internet präsent sein konnten. Zum Zeitpunkt dieser Premiere wurden von uns 14 Konfliktseiten (von 55, die damals in Bearbeitung waren) ins Netz gestellt.

Unter der Adresse http://home.t-online.de/home/HLS_SHA/ waren wir dann im Internet vertreten!

Das 1. Projektjahr ist zu Ende gegangen!

Bis zum Ende des Schuljahres 1996/97 arbeitete der Grundkurs Datenverarbeitung ununterbrochen an der Fertigstellung weiterer Konfliktseiten. Am Ende des Unterrichtsjahres hatte sich auf der Welt einiges getan. Statt 55 Konfliktländern verzeichnete unsere Liste nun 56, und 47 davon konnten wir ins Netz bringen.

Da die Datenmenge zugenommen hatte und uns T-Online für die Homepage nur 1 MB und keine Verzeichnisstruktur zur Verfügung stellte, wechselten wir auch den Server - wir gingen ins Baden-Württembergische Forschungsnetz BelWue. Unsere neue Internet-Adresse ab Juli 1997 lautet deshalb nun:

http://www.hls.sha.bw.schule.de/

Die Resonanz in den Anfangsjahren

Die Resonanz per E-Mail ist bis heute enttäuschend. Zwar kommen ein paar E-Mails pro Woche, aber hauptsächlich kurze Infos von Besuchern, die uns mitteilen, daß sie die Homepage und unsere Bemühungen sehr hoch schätzen. Vor allem Gemeinschaftskunde- und Geschichtslehrer aus ganz Deutschland teilen uns mit, daß sie die übersichtliche Darstellung gern für Ihre Unterrichtsvorbereitung und auch im Unterricht einsetzen.

Inhaltliche Kritik und Ergänzungen sind leider sehr selten. Übrigens auch an unserer Schule selbst. Das Kollegium nimmt an den Bemühungen um das Projekt keinen Anteil.

Das Projekt im dritten Jahr

In den nächsten Jahren wurde unserer Projekt immer bekannter, wohl auch verursacht durch die Auszeichnungen, die wir 1998 entgegennehmen durften:

Die Menge der E-Mails nahm deutlich zu, auch von Personen aus den betroffenen Konfliktländern, die uns mit Lob aber auch fundierter Kritik unterstützten. 1998 wurde auch ein Gästebuch eingerichtet, in dem sich Besucher eintragen können. Hier finden sich lobende Einträge von Lehrern und Schülern. Und man liest von einer weiteren Personengruppe, die sich für unsere Seiten interessiert: Pfarrern auf der Suche nach Stoff für ihre Sonntagspredigt.

Jürgen Gierich und Paul Glass



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Stand: 2008-04-08/2019-10-14
Letzter Bearbeiter: J. Gierich
Autoren: Jürgen Gierich und Paul Glass (11. Juli 1999)
Datei: projekt/projekt.htm