Ägypten: Kampf der Gamaat gegen religiöse Minderheiten

Eine fundamentalistische Vereinigung, die "Gamaat", kämpft mit religiösem Eifer gegen christliche Minderheiten. Ihre Terroranschläge finden kein positives Echo in der Bevölkerung. Jedoch die Staatsmacht ging nicht vehement genug gegen diesen Terrorismus vor.
Inzwischen ist dieser Konflikt von dem großer Bürgerkrieg überschattet.

Beginn und Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen

Beginn und Ursachen:

Die Gamaat war Anfang der 70-er Jahre entstanden, gegründet von Söhnen mittelloser Bauern, die aus ganz Oberägypten zum Studium in die Provinzhauptstadt gezogen waren. Der damalige Gouverneur unterstützte sie mit Geld und Waffen; die Gruppe sollte ein Gegengewicht zur linken Opposition bilden. Doch schon bald geriet die Vereinigung außer Kontrolle. Auf dem Land und in manchen Stadtvierteln errichtete sie ihr "islamisches Regime", kontrollierte die Marktpreise und verurteilte angebliche Missetäter. Mit ihren Gesetzen bestimmten die religiösen Eiferer den Alltag und schufen ihre eigene Gesellschaft. Sie begannen allmählich gegen Ägyptens christliche Minderheiten zu hetzen. Den Hintermännern dieser Organisation ist die positive Rolle, die Ägypten im Nahen Osten und in der arabischen Welt spielt, ihre Friedenspolitik und ihre weltoffene Zivilisation ein Dorn im Auge. Die Staatsgewalt macht einen schlimmen Fehler: Sie läßt keine echte Mitsprache zu. Niemand wird beteiligt, niemand wird nach seiner Meinung gefragt, allen werden immer nur Befehle erteilt. Das sind Verhältnisse, die den Fanatikern zugute kommen. Verzweiflung der Bevölkerung ist die Voraussetzung für den Erfolg der Islamisten.


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Konfliktparteien und Ziele

Konfliktparteien:

- fundamentalistische Terroristenvereinigung "Gamaa-al-Islamiya" (islamische Gruppen)

- moslemische Extremistengruppe "El-Dschihad" (Heiliger Krieg)

- Hochburgen im mittelägyptischen Manfalut und Asjut (in der Moschee)

Ziele:

Flugblätter: "Wir geben unser Leben für die Errichtung von Allahs Reich !"

Letztendlich geht es gar nicht um Religion und die Verletzung religiöser Gefühle, es geht um Macht. Die Religion ist Mittel zum Zweck; Verzweiflung die Voraussetzung für den Erfolg der Islamisten. Wenn jemand nicht mehr ein noch aus weiß, sucht er Zuflucht im Gebet zu Gott. Dann kommen die Islamisten und flüstern ihm zu: "Bruder komm zu uns, laß Dir einen Bart wachsen und trage die Dschellaba, Gott ist mit Dir."


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Verlauf

Die moslemischen Extremisten terrorisieren das Land. Polizei und Militär können die Hochburgen nicht bezwingen. Die Extremisten fordern die Staatsmacht heraus, indem sie mit Bombenanschlägen, Überfalle und Attentaten (sogar auf den Staatschef Mubarak) provozieren. Die Regierung spielte anfangs die Greueltaten als "bedauernswerte, kleine Vorfälle" herunter. Mit Repression allein kann der Staat die Islamisten indes nicht bezwingen. Jede seiner oft brutalen Säuberungsaktionen stachelt die Extremisten nur zu noch dreisteren Aktionen an. Der Staat reagiert mit Großrazzien und Massenverhaftungen. Doch diese steigern nur die Erbitterung der Islamisten. Mit diesen Aktionen säen die Militärs nur weiteren Haß. Immer weniger Intellektuelle lassen sich auf einen offenen Disput mit den Islamisten ein, weil jederzeit der Vorwurf der Gotteslästerung lauert. Der Ausschluß des Volkes von den politischen und sozialen Entscheidungen führt auf dem kürzesten Weg in den Fundamentalismus. Ägypten befindet sich zwischen "Hammer und Amboß". Wie soll die schweigende Mehrheit des Volkes der Regierung gegen den Fundamentalimus beistehen, wenn sie von der Regierung verlacht, verachtet und betrogen worden ist?


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Folgen / Auswirkungen

Je härter der Staat durchgriff, um so waghalsiger schlugen die islamischen Terroristen mit Bombenanschlägen, Überfällen, Erpressungen, Attentaten, etc. zurück. Die Folge waren viele Verletzte und Tote, Massenverhaftungen (oft wurden auch Unschuldige Opfer dieser Maßnahmen). Zudem blieb auch der Tourismus aus, da die Islamisten sogar nicht einmal vor Urlaubern halt machten. Anfang Februar 1996 wurde im Eilverfahren ein Gesetz verabschiedet, das die Praxis der Hisba einschränkt. Jeder Moslem kann "zur Verteidigung der Rechte Gottes" ein Gerichtsverfahren gegen andere Moslems einleiten und sie zu "Abtrünnigen" erklären lassen. Die Hisba wird seit einigen Jahren von fundamentalistischen Geistlichen gegen Künstler und Intellektuelle angewandt.


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Lösungsansätze

Waffenstarrende Drohgebärden, gezielte Verhaftungen und verstärkt Grenztruppen weden als mögliche Lösungsansätze gesehen. Mubarak: "Der religiöse Terror wird nicht überleben... Aber dem Terror ist in Ägypten das Rückgrat bereits gebrochen, weil die Bevölkerung nicht mitspielt und aus freien Stücken mit der Polizei zusammenarbeitet." Die Demokratie wäre wohl das sicherste Abwehrmittel gegen den Fundamentalismus. Um die "gefährliche Entwicklung" zu stoppen, setzte Gouverneur Alfi, der Mitte April zum Innenminister aufstieg, mehr auf politische als auf militärische Maßnahmen. "Was wir brauchen", klagt er, "sind Geld, Arbeitsplätze und eine Perspektive für die Menschen." Zu lange hat Kairo die Region vernachlässigt. Es fehlt an Wasser, Strom und Straßen; die Straßen sind voll mit Leuten ohne Beschäftigung und ohne Zukunft.


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Quellen

Der Spiegel;
Bertelsmann Universal Lexikon;
Weltalmanach (Fischer 96/97);



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Stand: 18-06-10
Aktueller Bearbeiter: GiJ
Letzte inhaltliche Bearbeiterin: Evelin Lehmann (2005)
Urautorin: Kerstin Knausenberger
Frühere Bearbeiter: Steffi Fruh (1997-2000) , Yvonne Rieger (05) , Katrin Seubert (05)
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt & Technik)
Datei: aegypten/aegypten1.htm