Nationalitätenkonflikt in Berg-Karabach

Die Abspaltung der Region Berg-Karabach von Aserbaidschan ist völkerrechtlich nicht anerkannt. Aserbaidschan wirft Armenien eine rechtswidrige Besetzung vor.

Beginn - Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen

Beginn

1987


Beginn - Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen

Ursachen:

sowjetische Gebiets- und Nationalitätenpolitik (nationale und religiöse Divergenzen/Intoleranz)

Verschachtelung nationaler Gebietseinheiten:

1921 Künstliche geographische Verteilung der beiden Staaten
1923 Das überwiegend armenisch besiedelte Berg-Karabach wird per Dekret aus Moskau als Autonomes Gebiet Aserbaidschan unterstellt.
1987 Aktualisierung der Berg-Karabach-Frage; Forderung nach "Wiedervereinigung" von Armenien mit Berg-Karabach; immer größere Demonstrationen, die den Anschluss forderten.
1988 Eskalation durch den Zerfall der Sowjetunion; s. Verlauf.
1990 Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan, wobei Armedien die Oberhand bekam.
2020 Aserbaidschan eroberte in einem weiteren 44-Tage-Krieg eigenes Territorium zurück. In weiteren Militäraktionen besetzte Aserbaidschan etwa 150 Quadratkilometer armenisches Staatsgebiet.

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Konfliktparteien und ihre Ziele:

Die armenischen Christen (aus Berg-Karabach und Armenien) forderten den Anschluss Berg-Karabachs an Armenien, denn drei Viertel der Einwohner von Berg-Karabach sind Armenier (1920: 95%) und Berg-Karabach ist seit Menschengedenken armenisches Gebiet aserbaidschanischer Moslems.

Nicht zur Gebietsaufgabe bereit war 1920 eine geringe Anzahl an Aserbaidschanern, da sie zuvor durch armenische Truppen vertrieben worden waren. Später erfolgte die Rückkehr in ihr Land. Da Berg-Karabach sich gegenüber Armenien aufgeben musste, nahm der Landraub durch die zugewanderte aserbaidschanische Bevölkerung zu.

Die Region wird zwar als "Autonomes Gebiet" behandelt, in Wirklichkeit ist sie jedoch Aserbaidschan unterstellt. Die Türkei unterstützt Aserbaidschan. Nach armenischen Aussagen sollen 4000 Söldner aus Syrien sowie Militärberater und Wassensysteme von der Türkei nach Aserbaidschan geschickt worden sein. Der türkische Staatschef Erdogan sagte, die türkische Nation stehe "wie eh und je ... mit allen ihren Möglichkeiten an der Seite ihrer aserbaidschanischen Geschwistern." (SwPr/HT 2020-10-01)

Russland gilt als traditionelle Schutzmacht Armeniens, aber es zeigt keine Aktivitäten.


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Verlauf:

1987 Forderung nach Anschluß Berg-Karabachs an Armenien. Laut einer Meldung der Aserbaidschaner sollen aserbaidschanische Jugendliche in Berg-Karabach von Armeniern umgebracht worden sein.

Danach entstand ein Progom in Sumgait und Baku, währenddessen Hunderte von Armeniern abgeschlachtet wurden.

1988 Zuletzt aktualisiert
Der Zerfall der Sowjetunion führte zum Krieg um Berg-Karabach und die Grenzregionen mit variierender Intensität. Die siegreichen Armenier vertrieben 40.000 Aserbaidschaner und besetzten 22 Prozent des aserbaidschanischen Staatsgebietes.
1989-08-26 Berg-Karabach erklärte sich als "Unabhängiges Unionsterritorium", was von Aserbaidschan nicht anerkannt wurde.
Dez. 1989 Beschluß zur Wiedervereinigung in Armenien verabschiedet. Als Resultat blockierte Aserbaidschan die Versorgungswege, beschoss Dörfer und Städte und vertrieb Menschen oder brachte sie um.
Jan. 1990 Nationale Erregung Aserbaidschans führt zu neuem Progrom.
1992 Ausnahmezustand von Moskau verhängt, 30.000 Armenier und Russen evakuiert. Durch undurchdachte Handlungen von Moskau, Baku und Jerewan verschlimmerte sich die Situation des Konfliktes. Faktisch konnte man von einem Krieg zwischen den beiden Staaten sprechen.
Es soll fast 30.000 Tote und hunderttausende Flüchtlinge geben haben.
1994
Waffenstillstand, der jedoch brüchig war.  Immer wieder kam es zu Kämpfen.
2020-09-27 Armenien rief die Generalmobilmachung aus. Das aserbaidschanische Parlament rief das Kriegsrecht aus. Gegenseitig wurden Schuldzuweisungen für den Ausbruch der Feindseligkeiten laut. Armenien verkündete den Abschuss von zwei Hubschraubern, drei Panzern und 14 Drohnen. 200 Feinde sollen getötet worden sein. Aserbaidschan meldete die Vernichtung von 12 Flak-Raketenwerfern und die Einnahme von sechs Dörfern. 550 Armenier sollen gefallen sein.
2020-10-15 Eine Waffenruhe, durch Russland vermittelt, wurde beschlossen, aber nicht eingehalten. Die beiden kämpfenden Staaten gaben sich gegenseitig die Schuld.
2020-10-25 Erneute Vereinbarung einer Waffenruhe, diesmal durch die USA vermittelt. Aber wieder gab es Verstöße, und Aserbeidschan und Armenien warfen sich gegenseitig die Verletzungen vor.
2020-11-03 Meldung von Angriffen auf bewohnte Gebiete in beiden Staatsgebieten. Die Schuld wurde wieder gegenseitig zugewiesen.
2020-11-09 Aserbaidschanische Truppen haben Schuscha erobert. Schuscha liegt etwa 10 Kilometer von der Hauptstadt Stepankert entfernt und gilt als "Schlüsselstadt".
2021-05-15 Während des Waffenstillstands hat Armenien Aserbaidschan Grenzverletzungen vorgeworfen.
2022-08-31 Aserbaidschan meldete die Eroberung mehrerer Höhenzüge und die Tötung armenischer Kämpfer. Der armenische Regierungschef, Nikol Paschinjan, appellierte an die russischen Friedenstruppen dagegen einzuschreiten.
2022-09-16 Waffenruhe
2023-09-10 Seit Monaten wird der Latschin-Korridor durch Aserbaidschaner blockiert. Dieser Korridor ist der einzige Zugang Anmeniens zu Berg-Karabach. Durch die Blockade kommt es zum Fehlen von Lebensmitteln und Medikamenten.
2023-09-15 Aufmarsch aserbaidschanischer Truppen an den Grenzen zu Berg-Karabach
2023-09-20 Bombardement der Frontlinie durch aserbaidschanische Raketen. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium spraach von "lokalen antiterroristischen Maßnahmen", um "die bewaffneten Einheiten Armediens zu entwaffnen und vom Gebiet Aserbaitschans zu entfernen".
2023-09-22 Der pro-armenische Widerstand in Berg-Karabach scheint gebrochen zu sein. Russland hat nicht eingegriffen.
2023-09-25 Die pro-armenischen Kämpfer haben begonnen, ihre Waffen abzugeben.
2023-09-26 Armenier fliehen aus Berg-Karabach; es wird von mehr als 13.500 Menschen gesprochen.
Explosion eines Treibstofflagers zwischen Armenien und Aserbaidschan - mindestens 21 Tote, rund 290 Verletzte.
Zuletzt aktualisiert:
2023-10-02
Nahezu alle der auf 120.000 Menschen geschätzten Armenier haben Berg-Karabach verlassen. Eine UN-Mission ist eingetroffen

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Folgen:


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Lösungsansätze:


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Quellen:

Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur politischen Bildung, Nr. 249/4. Quartal 1995, Bonn.

Michael Unger: Stichwort GUS, Heyne Verlag 1992.

Leonid Potschiwalow / Wjatscheslaw Schostakowski: Die GUS und andere Nachfolgestaaten der UdSSR, Verlag Bonn Aktuell 1992.

Dingemann: Krisenherde der Welt, S. 126 - 132

Haller Tagblatt/Südwest Presse: 2016-04-04,
2020-09-28, -29, -10-01, -10-08, -10-15, -10-27, -11-03, -11-09
2021-05-15
2022-01-25, -08-05, -09-16
2023-09-01, -09-15, -09-20, -09-22, -09-25, -09-27, -10-02



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Letzter Bearbeiter: J. Gierich
Stand: 23-11-03
Frühere Bearbeiter: Oliver Klingner, Sandra Schnaidt (1997), Yvonne Rieger (2005), Katrin Seubert, Evelin Lehmann (2005)
Urautorin: Nicole Bittner
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt& Technik)
Datei: berg/berg.htm