Völkerkonflikte in Georgien

Die Georgier stellen nur knapp 70% der Gesamtbevölkerung, den Rest bilden Gebietskörperschaften nicht georgischer Nationalität oder anderer religiöser Zuordnung, was historische, territoriale und demographische Hintergründe hat.

Diese Tatsachen führen zu ethnischen Konflikten, die auf diesen Seiten dargestellt werden:

Im Jahre 2008 eskalierte der georgisch-südossetische Konflikt dermaßen, dass Russland militärisch eingriff.

Der georgisch-abchasische Konflikt - Konfliktparteien - Ursachen - Ziele - Lösungsvorschlag - weitere Forderungen - Folgen - Quellen

Der georgisch-abchasische Konflikt:

Konfliktparteien:

Abchasier und georgische Regierungstruppen


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Ursachen:

Im Nordwesten Georgiens besteht seit 1930 die Abchasische Autonome Republik. In diesen Gebietskörperschaften sind die Abchasier eine Minderheit (90 000 von über 500 000). Beim Abschluss des Unionsvertrages von 1922 gehörte Abchasien zu den vier gleichberechtigten Republiken der Transkaukasischen Föderation. Dies bedeutete eine Gleichstellung und spielt für deren Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle, ebenso, dass Abchasien im Mittelalter ein unabhängiges Königreich war, das sich mit Georgien vereinte.

Es bestehen auch religiöse und kulturelle Unterschiede zwischen Abchasiern und Georgiern, da die Abchasier unter osmanischem Einfluss gestanden haben und teilweise islamisiert wurden. Beispielsweise durch die Einführung des georgischen Alphabets oder die Beseitigung des muttersprachlichen Unterrichts verletzten sie das abchasische Nationalbewusstsein. Außerdem klagten die Abchasier die wirtschaftliche Ausbeutung durch Tbilissi an.

Sonderseite zum Geschichtlichen Hintergrund


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Ziele:

Die Abchasier fordern die Anerkennung der Abchasischen Sprache im Schulsystem und die Aufhebung der wirtschaftlichen Ausbeutung durch Tbilissi.


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Lösungsvorschlag:

1978 erließ der sowjetische Ministerrat eine Resolution über die Förderung wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung in Abchasien. Suchumi (Hauptstadt von Abchasien) erhält eine eigene Universität und Fernsehsendungen in abchasischer Sprache wurden gesendet.


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Weitere Forderungen:

Die Abchasen fordern noch mehr und verlangen die Ausgliederung aus Georgien und die Unterstellung ihrer autonomen Republik unter Russland.


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Folgen:

Die Georgier kontern mit der Behauptung, Abchasien bilde einen integralen Bestandteil georgischer Nationalgeschichte und einen unverzichtbaren Teil seines historischen Territoriums. In Abchasien lebende Georgier beschweren sich über antigeorgische Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe.

Der Unabhängigkeitskurs Georgiens in der zerfallenden Sowjetunion verstärkt in den Minderheitengebieten die Tendenz zur Lostrennung. Im August 1989 tritt das Gesetz in Kraft, dass in allen Schulen der Unionsrepublik Georgisch als Pflichtfach eingeführt werden muss.

Mit der Regierungseintritt Gamsuchardias verschärfen sich 1990 die interethnischen Spannungen. Im Mai 1991 werden sowjetische Fallschirmjägereinheiten im Absprache mit der abchasischen Regierung nach Suchumi versetzt. Abchasien wird in den innergeorgischen Machtkampf im Winter 1991/92 miteinbezogen, als sich die Anhänger des gestürzten Gamsuchardia in Westgeorgien verschanzen.

1993 gerät Georgien durch eskalierende Kämpfe in Abchasien an den Rand des staatlichen Zusammenbruchs. Durch Eintritt in die GUS und militärische Kooperation mit Russland bekommt Georgien russische Unterstützung für die Erhaltung der territorialen Integration. Kurz zuvor haben russische militärische Kräfte die abchasische Seite unterstützt. Der abchasische Landesteil geht verloren, doch dies bringt eine Stabilisierung der Lage in Georgien.


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Der ossetisch-georgische Konflikt

Konfliktparteien:

Südosseten und Regierungstruppen


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Ursachen:

Die Osseten, ein iranischsprachiges Volk, die nördlich und südlich der Hauptkette des Zentralkaukasus siedeln, wurden durch die sowjetische Gebietspolitik ein geteiltes Volk.
Das größere Nordossetien wird 1936 zu einer Autonomen Republik, Südossetien wird innerhalb Georgiens 1922 als ein autonomes Gebiet eingerichtet.

Der Konflikt mit Georgien wird ähnlich wie im Falle Abchasiens durch das georgische Unabhängigkeitsbestreben beim Zerfall der Sowjetunion verschärft.

1989 entsteht eine südossetische "Volksfront", die die Wiedervereinigung mit den Nordosseten fordern. Beide Konfliktparteien arbeiten mit Aktionen wie Geiselnahme, Brandstiftungen und Massakern.

Am 20.09.1990 deklarierte Südossetien seine eigene Souveränität und rief eine "Südossetische Sowjetrepublik" aus. Ende 1990 wurde unter Gamsuchardia die Autonomie der Gebietes aufgelöst und seitdem flammt der Konflikt immer wieder in militärischen Konfrontationen und interethnischen Kollisionen auf.


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Ziele:

Die Südosseten streben einen Zusammenschluss mit dem auf russischem Gebiet liegenden Nordossetien an. Die Staatsführung Russland unterstützt dieses Vorhaben.


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Der Krieg im Jahre 2008

29. April 2008 Rusland schickte wegen "provokativer Aktionen" der Georgier Truppen nach Abchasien. Georgien schickte sich an, Abchasien zurückzuerobern.
7. August 2008 23:05 Uhr lokaler Zeit: General Mamuka Karaschwili erklärte im georgischen Fernsehen: "Die georgischen Führungsorgane haben beschlossen, in der Region die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen." Eine halbe Stunde später begannen georgische Einheiten mit dem Artilleriebeschuss auf Zchinwali. 

Georgien marschierte in der abtrünnigen Region Südossetien ein, es gab hunderte Tote und Verletzte. Mit Panzern, Kampfjets und Raketen wurde eine Offensive gegen die südossetische Hauptstadt Zchinwali gestartet. Russland verstärkte seine Truppen in dieser Region. (Da es sich nach russischer Meinung um "Landsleute" handelt, wurden die Südosseten in den vergangenen Jahren mit russischen Pässen ausgestattet.)

Am 8. August marschierten russische Truppen in Südossetien ein, nach eigener Aussage, um die Bevölkerung vor den georgischen Truppen zu schützen. In der Hauptstadt Zchinwali kam es zu heftigen Kämpfen. Russische Kampfflugzeuge attackierten Luftwaffenstützpunkte und Einrichtungen der Ölindustrie in Georgien und den Schwarzmeerhafen Poti.

Durch russische und georgische Bombenangriffe starben viele hundert Menschen, wohl auch Zivilisten.

13. August Ein Waffenstillstand wurde vereinbart, während dem Georgien seine Truppen aus Südossetien zurückziehen sollte. Jedoch gingen die Kämpfe weiter: 50 russische Panzer drangen in Gori (60 Kilometer vor Tiflis) ein, außerdem wurde die Stadt bombardiert.
  Russland verfolgte ganz klar das Ziel, Südsossetien ihrem Staatsgebiet einzuverleiben. Der georgische Staatspräsident Saakaschwili hoffte auf ein Eingreifen der Nato und/oder der USA; doch es blieb bei verbalen Bekundungen des Völkerrechts; militärische Aktionen wurden nicht erwogen.
ca. 19. August Die NATO forderte Russland zum Rückzug aus Georgien auf. Russland kündigte den Rückzug bis 22. August an, doch in Wirklichkeit erfolgte ein Rückzug nur teilweise. Militärisch wichtige Positionen wie die Stadt Gori und der Schwarzmeerhafen Poti blieben besetzt. Außerdem wurden Truppenbewegungen Richtung Tiflis festgestellt.
26. August Russland hat trotz energischer Warnungen aus dem Westen die beiden abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien als "Staaten" anerkannt. Die USA und Deutschland bedauerten die Entscheidung und nannten sie völkerrechtswidrig.

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Lösungsansätze:

Beide Seiten traten in Friedensverhandlungen ein, die jedoch von den bewaffneten Anhängern Gamsuchardias torpediert wurden.
Die Truppen des russischen Innenministeriums räumten im April 1992 ihre Position.
Im Mai 1992 vereinbarten Schewardnadse und der Präsident des südossetischen Parlaments nach blutigen Kämpfen zwischen Südosseten und Regierungstruppen einen Waffenstillstand.


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Folgen:

In diesem Konflikt starben bis dahin 450 Menschen und über 20 000 Georgier flohen in den Süden und viele Südosseten nach Nordossetien.

Viele Staaten, in denen russische Minderheiten leben, fürchten, dass Russland das vorexerzierte Beispiel wiederholen könnte: an russisch-stämmige Menschen russische Pässe ausgeben und denen dann militärisch zur Hilfe zu kommen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Staaten, die Mitglied in der NATO sind (Polen und Tschechien), fühlen sich etwas sicherer als die anderen (z. B. Ukraine).


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Der ossetisch-georgische Konflikt
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Quellen:

amnesty international Jahresbericht 1996

Politisches Lexikon GUS, Beck'sche Reihe

Haller Tagblatt (Südwest Presse): 2008-07-05, -08-08, -09, -11, -12, -14, -15, -18, -20, -26, -27, -09-06

Harenberg Lexikon 1993 Aktuell

Informationen zur politischen Bildung, Heft 249

IAP 01/98



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Stand: 09-03-24/22-02-28
Letzter Bearbeiter: J. Gierich
Frühere Bearbeiter: Yvonne Rieger, Katrin Seubert (2005), Sandra Schnaidt (1997)
Ursprungsautorin: Heike Dürr 1996
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt & Technik), bearbeitet von J. Gierich
Datei: georgien/georgien.htm