Autonomie für Ost-Timor

 

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Beginn:

Ost-Timor war eine Kolonie Portugals und wurde nach der "Nelkenrevolution" von 1974 ziemlich überraschend in die Unabhängigkeit entlassen. Nach kurzer Zeit kam es, unter anderem durch Intrigen von Indonesien vorbereitet, zu einem blutigen Bürgerkrieg. 1975 marschierte die indonesische Armee ein und 1976 wurde Ost-Timor formell annektiert; ein Schritt, der von der UN nie anerkannt wurde. Ost-Timor stand seitdem auf der Liste der "Territorien ohne eigene Regierung", Portugal wurde als diplomatischer Repräsentant Ost-Timors angesehen. 200.000 Menschen sind an den Folgen der Invasion Indonesiens umgekommen: umgebracht, verhungert, an harmlosen Krankheiten verreckt - und das bei einer damaligen Bevölkerungszahl von etwa 800.000.

Ost-Timor war schon immer ein armes Land, Portugal hatte kein großes Engagement bei seiner "Entwicklung" gezeigt. Die Bevölkerung in Ost-Timor ist mehrheitlich katholisch; das allerdings erst seit der Zugehörigkeit zu Indonesien. Das liegt daran, dass Indonesien eine Zugehörigkeit zu einer von fünf anerkannten Religionen verlangt. Viele Menschen sind aus anderen Teilen Indonesiens zugewandert, zum kleinen Teil im Rahmen von offiziellen Transmigrasi-Programmen, zum größten Teil in der Folge davon oder spontan. Sie profitierten dabei zum Teil von zuungunsten der Alteingesessenen veränderten Eigentumsrechte auf dem Land und vom aufgeblähten Öffentlichen Dienst. Niemand weiß genau, wieviele das insgesamt sind, es gibt Schätzungen bis zu 200.000, also mehr als 20% der Bevölkerung. Während die Migranten aus Sulawesi und Java Moslems sind und auch aus einer anderen Kulturgeschichte schöpfen, unterscheiden sich die Leute aus Westtimor kaum von den Osttimoresen, viele von ihnen sprechen sogar die einheimische Hauptsprache Tetun.

Allerdings können sie kein Portugiesisch und sprechen im Durchschnitt besser Bahasa Indonesia. Zwischen Alteingesessenen und Zuwanderern gab es immer wieder blutige Auseinandersetzungen, so flohen z.B. im September 1995 1.000 Leute aus Ost Timor, nachdem Märkte und einige Moscheen niedergebrannt worden waren.

Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Bischof Belo und den Politiker José Ramos-Horta stand Ost-Timor für kurze Zeit im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Die Hoffnung auf eine Lösung des Konfliktes hat sich bislang nicht erfüllt. Im Gegenteil, die Situation in Ost-Timor hat sich, so Bischof Belo, sogar noch verschlechtert. Er warf dem Militär vor mit unkalkulierbarer Brutalität vorzugehen. Nach einem Jahr zeigte sich: ein Nobelpreis macht noch keinen Frieden.

Der Terror

Am 7. September 1999 wurden die Ergebnisse der "UN-Befragung" zur Zukunft Ost-Timors zeitgleich in New York und in Dili (Hauptstadt von Ost-Timor) bekannt gegeben. Die Wahlbeteiligung bei dieses "Befragung" lag bei 98,6%, und die Ost-Timornesen wollten mit einer eindeutigen Mehrheit von über 80% die Unabhängigkeit ihres Landes.

Als Antwort auf dieses Ergebnis begannen die Pro-Indonesischen Milizen, die sich bis dahin stark im Hintergrund aufhielten, mit einem grausamen Terror und Vertreibungsakt gegen die zivile Bevölkerung. "Sie töten wahllos jeden, der ihnen über den Weg läuft." sagte ein alter Mann (Frankfurter Allgemeine 8. September 1999), der vor den verstümmelten Leichen seiner Kinder und Enkel sitzt und weint. So wie diesem Mann, dessen gesamte Familie brutal ermordet wurde, geht es vielen Leuten in Ost-Timor.

Die westlichen Mächte sendeten unmittelbar nach der "Befragung" sanitäre Hilfskräfte in das Krisengebiet, welche aber für die Bevölkerung nicht mehr viel tun konnten, da Indonesiens Präsident Habibie am 9. September 1999 das Kriegsrecht für Ost-Timor ausrief. Und die Hilfskräfte mussten fliehen. Seit diesem Zeitpunkt eskalierte die Situation und die Milizen drangen bis zur Hauptstadt Dili vor, die nach der Übernahme der Pro-Indonesischen Milizen zu einer Geisterstadt geworden ist. Wie viel Menschen die Milizen bei ihren Massakern ermordet, gefoltert und misshandelt haben, ist noch unklar. Die UN geht von ca. 10.000 Toten und über 5.000 Verletzen aus.

Indonesien hat auf Druck durch die Führer westlicher Nationen hin das Kommando über Ost-Timor nach 24 Jahren "Zwangsherrschaft" am 27. September 1999 an die UN abgegeben und sein Militär zurückgezogen.

Am 12. September haben die Vereinten Nationen einem Beschluss zu Aussendung einer Friedenstruppe zugestimmt. Wann dieser aber seine Aufgabe ausführen kann, ist noch ungeklärt.


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Ursachen

Die Ursachen für diesen schrecklichen Terror, der hauptsächlich von den Pro-Indonesischen Milizen, aber auch vom indonesischen Militär ausgeht, liegen vor allem daran, dass die Pro-Indonesischen Milizen sich nach außen sehr gewaltbereit und äußerst brutal geben und als radikale Terrorgruppe eingestuft werden möchten. Die erfolgreiche Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Ost-Timors löste bei ihnen eine Art von Endzeitstimmung aus. Da die Gruppe in einem Land, das 24 Jahre lang von Indonesien unterdrückt wurde, so gut wie keine Anhänger fand, hatten sie jetzt, da Ost-Timor unabhängig werden sollte, nicht mehr viel zu verlieren und begannen mit einem Terrorakt gegen die zivile Bevölkerung.

Aber auch die Militärs in Jakarta fürchten, dass Ost-Timor relativ friedlich und demokratisch in die Unabhängigkeit entlassen werden sollte. Präsident Habibie und seine Indonesischen Staatsmänner haben Angst, dass dieses Beispiel in den anderen Provinzen Schule machen könnte, und Indonesien würde drohen zu einem kleinen Staat zu verfallen.

Die Hintergründe der Terrors

Indonesiens größtes Hauptanliegen ist wohl, dass Ost-Timor keine Mustervorlage für die anderen Indonesischen Staaten, sondern vielmehr als ein einmaliges abschreckende Beispiel dienen soll, indem das, was in Ost-Timor passiert ist, auch mit den anderen Staaten geschehen wird, wenn sie anfangen nach Unabhängigkeit zu streben.

Doch Indonesien geht sogar noch einen Schritt weiter. Nach Geheimdienstinformationen plant Indonesien schon seit längerer Zeit Ost-Timor nochmals zu teilen und den südlichen Teil für sich zu behalten und die Bevölkerung in den nördlichen Teil umzusiedeln und in die endgültige Autonomie zu entlassen. So "großzügig" wie sich das jetzt zuerst von Jakartaer Seite her anhört, rückt bei genauerer Betrachtung in ein ganz anderes Licht. Denn Indonesiens Wissenschaftler vermuten schon einige Zeit lang riesige Erdölvorkommen auf der südlichen Hälfte der Insel. Die nördliche hingegen ist arm an Rohstoffen und landwirtschaftlicher Nutzfläche und für eine aus hauptsächlich kleineren Bauern bestehende Nation unbrauchbar und nicht lebensfähig. Indonesien hätte deshalb früher oder später sowieso Ost-Timor überfallen und Schrecken und Terror verbreitet. So erledigen heute die Pro-Indonesischen Milizen mit großer Unterstützung von Präsident Habibie (mit Waffen und Munitionslieferungen) diese Aufgabe.

Die Pro-Indonesischen Milizen hatten ursprünglich das Ziel das von Jakarta nur ausgebeutete und unterdrückte Ost-Timor als vollständige und anerkannte Provinz in Indonesien einzubringen. Doch die restliche Bevölkerung hasste die Indonesier und war gegen ihre Ziele. So wurden die Milizen immer gewaltiger und brutaler bei der Verwirklichung ihrer Ziele. Nach dem Beschluss der Bevölkerung Ost-Timors für die Unabhängigkeit lautete ihr eigentliches Ziel nur noch: Terror und Schrecken über das ganze Land zu verbreiten. Mit einer winzigen Hoffnung Ost-Timor doch noch an Indonesien anzugleichen, was ihnen allerdings nicht mehr gelingen wird. Ihre Zahl wird von Verteidigungsminister Rudolf Scharping auf rund 5.000 bis 6.000 eingeschätzt, und sie sind nach den Waffenlieferungen von Indonesien sehr gut mit den neuesten Waffen ausgerüstet. Es dürfte sich als sehr schwer für die Internationale Friedenstruppe erweisen diese "Kämpfer" wieder aus dem Dschungel von Ost-Timor zu vertreiben.


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Lösung des Konfliktes

In einem so auf Terror und Gewalt gestützten Konflikt kann man von den Parteien nur schwer auf eine Lösung ihrerseits warten, da alle Parteien auf ihren Standpunkten beharren. Deshalb ist es wichtig, dass die UN so schnell wie möglich eine rettende Internationale Friedenstruppe aussendet, die hoffentlich schnell und unblutig die Terrorakte stoppt.

Xanana Gusmao, der erste Präsident von Ost-Timor

Xanana Gusmao wurde am 20. Mai 2002 zum ersten Präsidenten von Ost-Timor gewählt. Der ehemalige Guerilla-Führer liegt nach Auszählungen von 89 Prozent der Stimmen uneinholbar vorn.

Als Jose Alexandre Gusmao wurde er am 20. Juni 1946 in Manatuto auf Ost-Timor geboren. Der Vater war Lehrer, er war das zweite von neun Kindern. Noch als Ost-Timor portugiesische Kolonie war, schloss er sich der marxistischen Befreiungsfront Fretilin an. 1975 besetzte Indonesien Ost-Timor. Gusmao ging in den bewaffneten Widerstand. Im November 1992 wurde Gusmao festgenommen und zu lebenslanger haft verurteilt. Auch in Jakartas Gefängnis schaltete er sich mit nach außen geschmuggelten Artikeln immer wieder in die Debatte um die Zukunft Ost-Timors ein. Nach seiner Freilassung kehrte er im Oktober 1999 in der Uniform der Widerstandskämpfer nach Ost-Timor zurück. Am 20. Mai 2002 wurde dann die bitterarme Inselhälfte in die Eigenständigkeit entlassen.

Weitere interessante Links: Amnesty international


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Quellen

http://www.epo.de/presse/1998/watchin 9801.html
http://www.epo.de/redsys/archiv/osttimor.html
Rhein-Necker Zeitung: http://www.rhein-neckar.de
Frankfurter Allgemeine: 9. August 1999
Haller Tagblatt: 99-08-31, 99-09-01, 99-09-07, 99-09-08, 99-09-09, 99-09-1, 99-09-3, 99-09-5 ,99-09-6, 99-09-7, 99-09-28, 99-1-02, 02-04-7



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Stand: 07-04-13
Letzte Bearbeiterinnen: Yvonne Rieger, Katrin Seubert (2005)
Bearbeiter: Jenny Schoonhoven (1997), Katherin Lozano, Carmen Genter (1999), Birger Freisinger (2000), Simone Wais(2002)
Urautorin: Katrin Haberstock, EG 13/2, Dezember 1996
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt & Technik)
Datei: osttimor/osttimor.htm