Militärrebellion in der Demokratischen Republik Kongo

Nach der Wirtschaftskrise im Kongo entwickelten sich zahlreiche Bürgerkriege. Staatschef Laurent Kabila und Nachfolger Joseph Kabila kämpfen um Frieden. Außerdem Urkonflikte zwischen Hutu und Tutsi.
Die Kriegshandlungen zwischen dem Kongo und Uganda, 1998 begonnen, endeten 2003, jedoch sind die Konflikte überhaupt nicht beendet.

Beginn - Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen

Beginn und Ende:

Beginn im August 1998. Ende der Kampfhandlungen zwischen Kongo und Uganda im Mai 2003. Aber noch kein Ende des Konflikts!

Vorausgegangen war der Stammeskonflikt zwischen Tutsi und Hutu in dem Staat Zaire, der 1997 in Demokratische Republik Kongo umgetauft wurde. Die damaligen Ereignisse sind auf der historischen Seite von Zaire zu finden.


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Ursachen:


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Konfliktparteien und ihre Ziele:

Staatschef Kabila (Laurent und seit 2001 sein Sohn Joseph) und seine Militärtruppen (ruandische Hutu-Milizen, ausländische Söldner):

Oppositionsführer Zahidi Arthur Ngoma und abtrünnige Militärtruppen, vor allem die Rebellenarmee "Sammlungsbewegung für ein demokratisches Kongo" (RCD-Goma) unter Laurent Nkunda, unterstützt von Ruanda und Uganda:


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Verlauf:

1998 2. August: Der Konflikt war durch rebellierende Armeeeinheiten, hauptsächlich Angehörige der Tutsi-Volksgruppe, ausgebrochen, die mehr Rechte im Land fordern.

Der kongolesische Staatschef Kabila ist bemüht, sich Unterstützung von Angola, Simbabwe, Namibia und Südafrika für sein Regime zu sichern, das von einer Armee-Rebellion bedroht ist. Die Rebellen sind auf dem Vormarsch auf Kinshasa, dort haben sich erneut Kämpfe mit Regierungstruppen geliefert. Die Rebellen sind in die Stadt Mbanza Ngungu vorgedrungen. Die Rebellen erklärten sich verhandlungsbereit. Ziel sei der Rücktritt Kabilas.

Simbabwe und Angola haben mit Truppen und Militärmaterial auf Seiten der Regierung in den Konflikt eingegriffen. Die Rebellen, von Uganda und Ruanda unterstützt, setzten ihren Vormarsch auf Kinshasa fort. Ruanda bedrohte die kongolesische Regierung, weil diese durch ausländische Truppen unterstützt wird. Südafrikas Präsident Mandela lud die Präsidenten Kongos und anderer Länder zu einem Gipfeltreffen ein. Er rief seinen ugandischen Amtskollegen auf, die Rebellen zu einem Waffenstillstand aufzufordern.

Der Bürgerkrieg hat sich zu einem internationalen Konflikt ausgeweitet. Während Ruanda und Uganda die Rebellen mit Truppen unterstützen, greifen zugunsten der Regierungstruppen Einheiten aus Angola und Simbabwe in die Kämpfe ein, die den Vormarsch der Rebellen auf die kongolesische Hauptstadt Kinshasa stoppen.

Der Vormarsch der Rebellen auf Kinshasa ist zusammengebrochen. Grund dafür sind die Schläge angolanischer Panzer- und Luftstreitkräfte. Während die Einheiten Angolas vom Atlantik her vorrücken, verwickelten Regierungstruppen die von Ruanda und Uganda unterstützten Rebellen in schwere Kämpfe. Kinshasa wurde nach Rebellenangaben von Kampfflugzeugen aus Angola und Simbabwe bombardiert. Als drittes Land hat Uganda in den Kongo-Konflikt eingegriffen. Grund dafür seien Rebellen, die von Kongo aus die ugandische Regierung bekämpften.

30 km entfernt vom Stadtzentrum Kinshasas entfernt lieferten sich Regierungstruppen und Rebellen Gefechte. Ruanda drohte mit einer Invasion. Mehrere afrikanische Staaten wollen militärisch stärker in die Kämpfe eingreifen. Auch Namibia griff zugunsten Kabilas ein. Uganda und Ruanda unterstützten die Rebellen. Ugandische Einheiten sind von Truppen Angolas, Simbabwes sowie Kongos angegriffen worden. Nach heftigen Gefechten befindet sich die Hauptstadt Kinshasa wieder unter Kontrolle der Regierungstruppen Kabilas.

Zuletzt aktualisiert

Südafrikas Präsident Nelson Mandela lud zu einem Krisengipfel Ende August ein. Ein Waffenstillstand wurde besprochen, konnte aber nicht in Kraft treten, weil die Rebellen von den Verhandlungen ausgeschlossen waren.


Anfang September 1998 versuchten Soldaten aus Angola und Simbabwe zusammen mit Regierungstruppen im Osten des Landes, die Rebellen zurückzuschlagen. Der Weltsicherheitsrat in New York forderte einen sofortigen Waffenstillstand und den Rückzug aller ausländischen Streitkräfte. Die Stabilität in Zentralafrika ist bedroht.

Die Friedenskonferenz für den Kongo war vorerst gescheitert. Die 7 beteiligten afrikanischen Staaten einigten sich grundsätzlich auf einen Waffenstillstand, aber die Rebellen fühlten sich nicht an die Vereinbarung gebunden, weil sie in die Gespräche nicht eingebunden wurden.

Rebellen im Kongo warfen jetzt Sudan und Libyen vor, auf Seiten der kongolesischen Regierung in den Krieg einzugreifen. Der Sudan meldete schwere Kämpfe seiner Regierungsstreitkräfte gegen angreifende Truppen Ugandas.

Mindestens 20.000 Menschen waren im Osten Kongos auf der Flucht vor Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Sie gehörten nach Angaben der Uno meist dem Tutsi-Volk an und fürchteten gewalttätige Übergriffe durch Soldaten. Berichten zufolge hatte auch der Tschad Truppen zur Unterstützung von Präsident Kabila in den Kongo entsandt.

Mehrere kongolesische Kampfflugzeuge hatten die Ortschaft Bukaka in Uganda bombardiert. Verletzt wurde niemand. Kongo warf Uganda vor, die anhaltende Rebellion gegen Präsident Laurent Kabila durch Einsatz regulärer Truppen unterstützt zu haben.

1999

Rebellen hätten zusammen mit ruandischen Soldaten in dem Dorf Makobola nach Angaben von Missionaren vom 30. Dezember bis zum 1. Januar mehr als 500 Menschen getötet. Die Rebellen wiesen die Berichte zurück.

Im Mai 1999 gewann der Bürgerkrieg im Kongo nach einer unerwarteten Offensive wieder mehr Aufmerksamkeit. Kampfflugzeuge bombardierten zwei Städte, die von den Rebellen besetzt waren. Die Rebellen bekamen von Ruanda und Uganda Unterstützung, der Präsident Kabila von Soldaten aus Simbabwe, Angola und Namibia.

Im Juli 1999 kam es endlich zum Abschluss von Friedensvereinbarungen. Dennoch gingen viele Gefechte einfach weiter. Der Frieden wird noch länger auf sich warten lassen, da zwar 6 Präsidenten der direkt beteiligten Länder am Samstag, den 11. Juli, das Friedensabkommen unterschrieben haben, aber die Rebellen ihre Unterschrift noch nicht unter das Schriftstück gesetzt haben. Man weiß, dass eine wirkliche Friedenslösung schwer zustande kommen wird, da der Urkonflikt zwischen Hutu und Tutsi nicht einfach zu beenden ist.

2001 Attentat auf Staatschef Laurent Kabila. Am 16. Januar 2001 wurde Kabila bei einer Schießerei vor seinem Haus niedergeschossen. Für diese Tat wurden Rebellen aus Ruanda und Uganda beschuldigt, die seit 1998 gemeinsam mit Rebellenverbänden Kabila bekämpften. Tatsächlich wurde Kabila aber von seinem eigenen Leibwächter erschossen.

Nachfolger von Laurent Kabila wurde sein 31jähriger Sohn Joseph Kabila. Außer dem Präsidentenamt übernahm Joseph Kabila auch noch das Amt des Armeechefs. Seine Präsidentschaft wird als ebenso wenig legitim wie die seines Vaters bezeichnet, der sich selbst zum Staatschef ernannt hatte. Regierungsgegner wollen ihn aber nicht als neuen Präsidenten anerkennen. Sie sind der Ansicht, dass er zu schwach ist, um das Land aus dem zermürbenden Kongo-Konflikt zu führen.

2002 Friedensvertrag zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. 

Im September 2002 schlossen die Präsidenten von Kongo und Uganda, Joseph Kabila und Yoweri Museveni, ein Friedensabkommen in der angolanischen Hauptstadt Luanda. Der Vertrag soll die Normalisierung der Beziehungen beider Konfliktgegner im vier Jahre währenden Kongokrieg besiegeln. Uganda verpflichtet sich danach zum endgültigen Abzug aus der vom Bürgerkrieg zerrütteten Demokratischen Republik Kongo (früher Zaire). Kinshasa hingegen soll sicherstellen, dass ugandische Rebellen nicht länger vom Nordosten Kongos aus gegen das Nachbarland Uganda operieren. Beobachter bezweifeln jedoch die Umsetzung des neuen Abkommens. Noch immer wird der Nordosten des zentralafrikanischen Riesenreichs von zwei großen Rebellengruppen und diversen kleinen Milizen beherrscht.

2003 Bislang hat der Krieg rund 3,3 Millionen Tote gefordert. Am 6. April kam es zu einen Massaker in der Ortschaft Drodo und in 14 benachbarten Dörfern. Fast 1000 Tote. Als Täter wurden ugandische Truppen und mit ihnen verbündete Milizen vermutet.

April: Joseph Kabila unterschrieb ein Abkommen für eine Übergangsregierung.

13. Mai: Stammeskämpfe zwischen den Völkern der Hema und Lendu: mehr als hundert Tote, hunderttausende auf der Flucht. Lendu-Milizen schienen einen Völkermord an den Hema verüben zu wollen. Eine 700 Mann starke Uno-Friedenstruppe konnte nicht eingreifen - sie stand rund 28.000 Milizsoldaten gegenüber.

Im Mai 2003 zogen die letzten ugandischen Truppen ab, die Europäische Union entsandte eine 1400 Mann starke Friedenstruppe in den Kongo. Dies war der erste militärische Einsatz der EU ohne Unterstützung der NATO. Auch Deutschland beteiligte sich an der Operation "Artemis". Deutschland schickte jedoch keine Kampftruppen in die Krisenregion, sondern vor allem Ambulanz- und Transportflugzeuge. Neben Frankreich und Deutschland haben Schweden, Großbritannien und Belgien sowie Südafrika, Brasilien, Kanada und Äthiopien Soldaten entsandt. 

September: Bildung der Übergangsregierung.

2004 Die Kämpfe zwischen Regierungsarmee und Rebellen verschärften sich wieder. 

Im April kamen bei Kämpfen zwischen der kongolesischen Armee und Hutu-Milizen mindestens 19 Zivilisten ums Leben. Mehrere tausend Menschen sind aus ihren Dörfern geflohen.

In der ostkongolesischen Stadt Bukavu errangen im Juni die Rebellen unter der Führung von Laurent Nkunda und Jules Mutebutsi die Oberhand. In der Hauptstadt Kinshasa kam es erneut zu gewaltsamen Unruhen. Die UNO zog einen Teil ihrer Mitarbeiter ab. Die EU erwägte einen Militäreinsatz.

Nachdem Nkunda seine Rebellentruppen zurückgezogen hatte, kontrollierte wieder die UN-Friedenstruppe die Stadt Bukava.

Im Juni scheiterte ein Putschversuch gegen den Präsidenten Joseph Kabila. Nach Explosionen und Artilleriefeuer in Kinshasa besetzten Meuterer den Staatsrundfunk, verkündeten den Sturz der Regierung, dann fiel drei Stunden lang der Strom aus, am nächsten Morgen hatte die Regierung die Lage wieder unter Kontrolle.

Nach Vermutungen der Uno gibt es noch 40.000 RCD-Rebellen im Buschland zwischen Kongo, Ruanda und Uganda.

2008 Ende Oktober/Anfang November: Rebellenmilizen unter dem Anführer Nkunda marschierten unter brutaler Gewalt im Ostkongo ein und besetzten die Provinzhauptstadt Goma. Die UN-Truppen konnten sie nicht aufhalten, auch die kongolesische Armee hat sich zurückgezogen. Tausende versuchten die Flucht, vor allem über die Grenze nach Uganda. Die im Land befindlichen Hilfsorganisationen (u. a. Caritas, World Vision) wurden aufgefordert, die Region zu verlassen. Es war ihnen auch unmöglich, den vielen Flüchtlingen zu helfen. Seit Januar 2008 wurde von 800.000 Flüchtlingen geredet, Schätzungen gehen bis Jahresende von einer Million aus.

Im November 2008 hatte die Uno 17.000 Soldaten im Kongo.

2009 Human Rights Watch klagte kongolesische Regierungstruppen an, sie hätten in Kivu im Ostkongo Massaker und Vergewaltigungen an hunderten von Dorfbewohnern durchgeführt. "Einige kongolesische Soldaten begehen Kriegsverbrechen, indem sie die Menschen gezielt angreifen, die sie beschützen sollen" (Anneke Van Woudenberg von Human Rights Watch, HT vom 2009-11-04).
2021, November Die Rebellen-Koalition Codeco hat in einem Flüchtlingslager  mindestens  22 Vertriebene umgebracht. (Schon eine Woche zuvor sollen bei einer ähnlichen Attake Dutzende Menschen getötet worden sein.)
2022-05-08 Kämpfer der Codeco-Miliz haben im Osten des Kongo den Ort Massasi angegiffen und in Brand gesetzt. Dabei wurden 60 Menschen getötet und 30 verletzt,
Zuletzt aktualisiert
2024-02-18
Bevorstehender Abzug der UN-Mission.
Verstärkte Kämpfe im Osten: Flucht von tausenden Menschen.

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Folgen:

Die Zahl der Binnenvertriebenen ist laut Uno auf 6,9 Millionen gestiegen (Stand: Oktober 2023). Die Internationale Organisation für Migration sprach von einer der größten humanitären Krisen der Welt.


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Lösungsansätze:

Ende November 1998 fand in Paris ein französisch-afrikanisches Gipfeltreffen statt. Frankreich machte deutlich, dass es seine Afrika-Politik ändern wolle. Bislang stand Frankreich den Regierungen seiner früheren Kolonien militärisch und wirtschaftlich sehr eng zur Seite. Zukünftig will es sich nicht mehr als Patriarch auffassen und in die inneren Angelegenheiten der Länder einmischen, sondern nur noch als Berater auftreten. Ein Teil der stationierten Soldaten soll abgezogen werden.

Bezüglich des Kongo-Konfliktes gab es allerdings keine konkrete Lösung.

Der UN-Sicherheitsrat möchte einen Schlussstrich ziehen und ruft zum Ende der Gewalt auf.

Friedensversuche gab es schon viele. Dennoch scheiterten die Waffenstillstandsvereinbarungen vom 18. Januar 1999, 29. Mai 1999 und ein Friedensabkommen vom 10. Juli 1999. Der Waffenstillstand vom 14. April 2000 wurde ebenfalls nicht eingehalten. Des weiteren hielt man sich auch nicht an die Friedensabkommen von Tripolis (9. November 2000) und von Lusaka (15. August 2000). Bei dem Lusaka-Abkommen sollten fremde Truppen aus dem Kongo abgezogen und eine UN-Friedenstruppe stationiert werden.
Am 7. Dezember 2000 einigten sich auf einer Konferenz in Simbabwes Hauptstadt Harare die meisten Kriegsparteien auf einen Rückzug. Allerdings unterschrieb die wichtigste Rebellengruppe, die MLC (kongolesische Befreiungsarmee), den Vertrag nicht, so dass kaum eine Chance für die Umsetzung bestand.


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Quellen:

Haller Tagblatt vom 1998-08-05, -07, -18, -19, -21, -22, -24, -25, -26, -27, -28, -29, -31, 1998-09-02, -09, -17, -26, -29, 98-11-28 und -30,
1999-01-07
2002-08-07, -09-09, 
2003-04-09, -05-22, -05-23, -06-05, 
2004-04-07, -06-01, -06-05, -07-01, -06-08, -06-12
2008-10-30, -11-03
2009-11-04
2021-11-30
2022-05-10
2023-10-31
2024-02-09

IAP vom 6/99, 9/99, 2/2001, 5 und 6/2003



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Stand: 24-02-18
Letzter Bearbeiter: Jürgen Gierich
Vorherige Bearbeiter: Nicole Nauß, Heike Welzel, Carolin Kronmüller, Sascha Miljkovic (1999), NC (2003)
Urautorin: Simone Mönnig
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt & Technik)
Datei: kongodr/kongo.htm